Erfolgreiche Wettfahrt- gescheiterte Landnahme für Angela

Bericht 19

Im Hafen von Mindelo, Cap Verde

Wetter: Passatwind 4 bis 5. Leicht bewölkt.

Die Luv liegt seit Tagen in der fünftschönsten Bucht der Welt.  Diese Mitteilung stammt vom Hafenkapitän von Mindelo. Beim Empfang für die etwa 200 Segler der ARC+-Rallye von Las Palmas zu den Cap Verden preist er in Vertretung des Bürgermeisters die Vorzüge seiner Heimat und freut sich riesig , dass zum ersten mal eine so bedeutende internationale Hochseeregatta sein Mindelo zum Ziel gewählt hat.

Die Freude ist ganz auf unserer Seite. Wir erleben genau das bunte, laute, fröhliche, freundliche und fremde Afrika, dass wir erhofft hatten, als wir unser Schiff für eben diese erste Etappe der Transatlantik-Wettfahrt anmeldeten. Zumal wir auch noch gewonnen haben. Ein sauberer Start-Ziel-Sieg. Die von der Regattaleitung veröffentlichte Ergebnisliste verrät unsere erfolgreiche Taktik: Nicht der gerade Weg von den Kanarischen Inseln ins Archipel der Cap Verdes war der schnellste, vielmehr die Zickzack-Kreuz vor dem immerwährend aus Nordost blasenden Passat. Wir hielten so die Luv dauernd auf höchstem Speed, segelten zwar mit 913 Seemeilen 19 mehr als  die zweitplatzierte britische Shamrock, waren aber am Ende nach vier Tagen und 13 Stunden deutlich als erste Yacht über der Ziellinie. Auch die Zeitkorrekturen, die zwischen niemals baugleichen oder gleichgrossen Schiffen für ausgleichende Gerechtigkeit sorgen, halfen der Konkurrenz nicht.  die Luv ist und bleibt First ship home und First ship auch nach berechneter Zeit. Besser geht nicht. ( Hab ich nach dem gelungenen Start in Las Palmas zwar schon mal geschrieben, aber das musste jetzt mal sein).

Die Insel São Vicente wartet seit mehr als 300 Tagen auf Regen. Der Passat bläst zwar täglich Wolken in die kleine Inselwelt der Cap Verde, an den  niedrigen Vulkangipfeln von Såo Vicente aber wehen sie vorüber. Die Regenzeit im September und Oktober ist komplett ausgeblieben.  Beim Ausflug zu den Kratern und Traumstränden der Insel fahren wir durch eine ausgedörrte Landschaft, in der selbst die Kakteen verdursten. Die Menschen versuchen auf kleinsten Grundstücken so etwas wie Landwirtschaft aufrecht zu erhalten. Auf dem Kopf tragen Frauen schwere Wasserkanister lange Strecken. Wir fragen uns, warum eigentlich immer die Frauen? Das Wasser wird in Mindelo mit Dieselstrom aus Meereswasser gewonnen und ist entsprechend teuer. Es ist streng verpönt, mit Süßwasser die Schiffe zu waschen. Nicht alle Eigner halten sich an diese Regel für Einsichtige.

Die Luv-Crew will baden.  Wir pusten unser Gummiboot auf, klettern alle sechs hinein und schippern -leicht überladen-  umrunden den großen Wellenbrecher vor dem Hafen und nehmen Kurs zu dem Strand, der mit schneeweißem Sand  in der Nordostecke der fünftschönsten Bucht der Welt lockt. Ein wirklich schöner Strand vor bizarrer Bergkulisse. Und so menschenleer und glattgefeht. Wir fühlen uns wie Kolumbus an neu entdeckter Küste und taufen den Strand “ Angelas Bay“.   Da kommt ein Mann auf uns zu und bedeutet uns mit bedauernden Gesten, wir dürften hier nicht schwimmen, niemand dürfe das. Und tatsächlich, von der Landseite ist der Streifen mit einem hohen Bauzaun gegen unbefugtes Betreten gesichert. Wir vermuten, dass der Tourismusminister noch keine Zeit gefunden hat, den Strand einzuweihen und wir wollen ihm den Spaß nicht verderben.  Wir lassen „Angelas Bay“ bedauernd zurück und springen einfach so vom Gummiboot ins warme Wasser.

Heiko Tornow

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