Providence, Rhode Island

Natürlich muß man nicht unbedingt wissen, wo Providence liegt. Aber ist immerhin ist Providence die Hauptstadt von Rhode Island, eines der kleineren New England -Staaten im Nordosten der USA. Und wenn man dort sein Schiff liegen hat, und man dort an Bord gehen will, sollte man schon wissen, wohin die Reise geht. Wenn man es vergisst, wird des kompliziert.

In Boston steige ich übermüdet aus dem Flieger.  Die Immigration dauert endlos. Von den 20 Abfertigungsschaltern sind nicht mal die Hälfte besetzt. Gerade sind zwei vollbesetzte Maschinen von Übersee gleichzeitig eingetroffen. Die Wartehalle ist brechend voll. Die Passagiere werden durch die flughafentypische Absperrungen in schier endlose mäandernde Warteschlangen gezwungen.

Die in den USA übliche Einreiseprozedur ist noch einmal verkompliziert worden, seit ich zuletzt hier war. Jetzt muß man erst die vier Finger der echten Hand, dann den rechten Daumen, dann die vier Finger der linken Hand, dann den linken Daumen auf den Scanner legen. Jetzt noch ein Foto und dann die Befragung: Wohin des Wegs? Warum. Welches Hotel? Nein, kein Hotel?  Ein Boot? Allein? Ihr eigenes Boot? Wieso ist das Boot hier und Sie nicht?

Ich bin ja nun hier und irgendwann ist der Wissensdurst der durchaus freundlichen Beamtin gestillt. An ihrem Schalterkasten klebt ein Plakat mit einer brandneuen Selbstverpflichtung ihres Dienstes: Man wolle alle Reisenden freundlich und respektvoll behandeln. Gut so. Das war schon mal anders.

Mit der Peter Pan Buslinie soll es weitergehen. Michael hatte es mir detailliert beschrieben. Und richtig, am angezeigten Ort steht der grüne Bus und er ist eben dabei abzufahren. Ich werfe mein Gepäck ab, haste ein paar Schritte, klopfe an die Scheibe. Der Bus hält. Ich schnappe meine beiden Taschen und steige ein. Wo soll`s denn hingehen? , fragt der Fahrer. „Nach….. „.  Ich will antworten, kriege aber kein Wort heraus. Wie heißt doch gleich das verfluchte Kaff? Der Fahrer schaut mich an. Alle Fahrgäste schauen mich an. Sehr höflich, sehr zurückhaltend. Es dauert eine Äonen lange, eine quälende Minute, in der mir nichts einfällt. Schließlich sage ich: „Eine Stadt im Süden von Boston.“ Wenigstens das weiss ich. Wieder eine grauenhafte Pause. Der Fahrer legt den Kopf zur Seite. Auch die Passagiere sind sehr interessiert. „OK“, sage ich, „ich steige wieder aus.“  Da, aus dem nichts, fällt das Wort aus dem zuvor leeren Kopf auf die Zunge: „Providence. Ich muß nach Providence.“

Da müsse ich den nächsten Bus nehmen. Auf dem stehe auch mein Ziel vorne drauf: „Da können sie gar nichts falsch machen. Providence. Rhode Island.“

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