Fürsorgliche Überwachung: Gewitterwarnung und Hurricanegefahr

So ein Überwachungsstaat wie die USA hat ja auch Vorteile: Eben jaulen parallel unsere Handys auf und uns wird diese Alarmmeldung übermittelt: „Notrufhinweis: Gewitter mit starken Regenfällen ( „flash flood“), vermeiden Sie Gebiete, die überflutet werden können. Schalten Sie lokale Medien ein.“ Offensichtlich verfügt der Nationale Wheather Service über die privaten Telefonnummern aller fünf Handys an Bord der LUV und über unser Bewegungsprofil und meint, es sei an der Zeit, die deutschen Segler mal zu warnen. Man weiß offensichtlich, dass die sich im Hafen von Stamford befinden.

Dass ein gigantisches Gewitter über die Stadt am Long Island-Sound eben nordöstlich von New York hereingebrochen ist, haben wir allerdings auch ohne die fürsorgliche NWS mitbekommen. Wir haben so etwas sogar erwartet und laufen nach einer nur kurzen Seefahrt den sicheren Hafen an. Gut vertäut sind wir vorbereitet auf die anstehenden meteorologischen Katastrophen. Nach diesem brüllend heißen Tag, der Wetterbericht spricht von „gefühlten 39 Grad“, schauen wir sogar mit ein wenig Hoffnung auf die sich auftürmenden schwarzgelbgrauen dramatisch rasch heranrasenden Wolkengebirge: Es wird sicher kühler werden. Das Gewitter kündigt sich erst durch Wetterleuchten und fernes Grollen an, dann präsentiert es sich durch ein andauerndes Feuerwerk phantastischer Blitzgirlanden, ohrenbetäubend untermalt mit immer näher kommendem Donnergetöse. Solche Gewitter kennen wir nicht an der Elbe. Der Himmel ist hier höher, die Blitze heller und länger, der Donner unvergleichlich.
„Kommt der Wind vor dem Regen, kannst Du Dich zur Ruhe legen.“ Zisch gibt diese Wetterregel als erfahrener Seemann zum Besten. Ich kenne die Fortsetzung:“Kommt der Regen vor dem Wind, roll die Segel ein geschwind.“ Wie viele solcher Sprüche sind auch diese wenig hilfreich. Wind und Regen fallen gerade nahezu gleichzeitig über die Schiffe in der Stamford-Marina her. Der Regen ist ein dichter Wasserfall, der Wind eine langanhaltende Sturmbö. Auf See wären wir jetzt aufgeschmissen. Das für heute Abend vorbereitete große Feuerwerk zum 4. Juli, dem Unabhängigkeitstag, ist gründlich abgesoffen, wenngleich: So schlecht war die Ersatzvorstellung der Wettergötter gar nicht.
Nach einer guten Stunde ist alles vorbei. Wir reißen die Luken und Fenster der LUV auf um frische Luft hereinzulassen – und sind bitter enttäuscht. Das Gewitter hat kaum Abkühlung gebracht. Es fühlt sich an, als ob die vielen Blitze die Luft noch zusätzlich aufgeheizt haben.
Wenn wir Pech haben, ist die heutige „Flash-Flood“ nur ein harmloses Vorspiel. Wir erwarten den tropischen Wirbelsturm „Arthur“, den „ersten Hurricane der Saison“, wie Spiegel Online dramatisiert. Gestern noch hatten die Wetterfrösche in Europa und den USA die von „Arthur“ zu erwartenden Windgeschwindigkeiten auf 105 Knoten pro Stunde hochgerechnet, das sind unvorstellbare 16 Beaufort! Heute früh gab es dann Entwarnung: Nur noch Orkanstärke für die amerikanische Ostküste. Aber eben gerade kommt die Meldung herein, dass „Arthur“ zum Hurricane der Kategorie 2 heraufgestuft worden sei. Und was noch blöder ist: Die vorhergesagte Zugbahn hat sich um 500 Meilen zu unserem Nachteil verändert. Da haben wir nun alles unternommen, um uns rechtzeitig mit unserem Schiff aus der traditionell wirbelsturmgefährdeten Karibik in den vermeintlich sicheren Norden zu verpfeifen – und nun das. Wehe, die amerikanischen Wettergeheimdienstler warnen uns morgen oder übermorgen nicht rechtzeitig. Dann beschweren wir uns beim NSA-Untersuchungsausschuss des deutschen Bundestages.

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