Die Sicht an der Südküste von Nova Scotia ist heute mal wieder mau. Die Glocken- und Heultonnen sind weit besser zu hören als zu sehen.
Rosi liest im Cockpiot der LUV-Crew aus dem Buch vor, das sie sich auf ihren Kindle heruntergeladen hat: „Ein Mann mit dichtem blonden Haar hebt den Kopf, der sich eben noch zwischen den üppigen Brüsten einer willigen Dienstmagd befunden hatte.“
Wir halten derweil angestrengt Ausschau nach den zahlreichen, selbst auf über 50 Metern Wassertiefe ausgelegten, Hummerkörben. Die langen Leinen mit den signalbunten Schwimmkörpern dürfen sich nicht in unserem Ruder verheddern.
Die Zitate aus dem Schinken „Der Drachenkelch“ verkürzen uns die lange Reise auf das Angenehmste. Rosi liest: „Da verdunkelte sich seine Welt, als die klauenartigen Hände ihm das Genick brachen.“
Eggert umkurvt mal wieder elegant eines der Hindernisse. Der Wind ist nicht so stramm und böig wie gestern. Die Sonne scheint, und wer den Windschatten der Sprayhood nutzt, braucht heute nicht mal Handschuhe.
Rosi liest: „Dann hob er liebevoll ihr Kinn an und sah in die von Tränen glänzenden Augen.“ Auch unsere Augen tränen mittlerweile.
Wir müssen eine Halse fahren. Der Steuermann hat sich allzu sehr ablenken lassen. Es wird eine gemütliche Q-Wende, niemand muß sich anstrengen. Rosi behält die ungeteilte Aufmerksamkeit aller. Sie behauptet, den Phantasy-Schinken ohne Absicht, in grober Unkenntnis seiner literarischen Qualität, erworben zu haben.
Rosi liest kichernd vor: „Dankbar schaute Ariana ihn an, doch in ihrem Blick lagen noch tiefere Gefühle.“ Zisch sagt hoffnungsfroh: „Gleich kommt es zum Äussersten!“, und er trimmt das allzu lose Unterliek des Großsegels.